Reisebericht Oktober 2013

Teilnehmerinnen: Dr. Sheila Linder, Melanie Tschopp, Hedi Müller

 

Meine dritte Reise in diesem Jahr nach Belarus habe ich mit Dr. Sheila Linder (Vorstandsmitglied und Projektleiterin Ausbildungsförderung) und Melanie Tschopp (Gastmutter) unternommen. Die Fahrten von und nach Minsk, die vielen Fahrten auf sehr schlechten Straßen während der Woche und viele andere Aufgaben wurden von Melanie Tschopp übernommen, wofür Sheila und ich sehr dankbar sind.


Melanie Tschopp, zum ersten Mal in Belarus, hat einige ihrer Eindrücke so geschildert: Viel Gastfreundschaft und Herzlichkeit, sehr aktive Mithilfe im Verein vor Ort. Hilfsbereitschaft von Menschen, denen es selber nicht so gut geht, viel Leid, Alkoholkrankheit, Elend…. Wie wenig komfortabel unsere Unterkunft war (kalt, sehr wenig lauwarmes Wasser) und welche Herausforderung das und vieles mehr für uns und unsere Arbeit vor Ort bedeutet.

 

Stehend: André M., Vera R., Mascha G., Katja G., Julia K., Anastasia D., Hedi Müller, Julia Schuglia Vorne: Dr. Sheila Linder, Alexandra N., Olga K., Tatjana P.

Gleich nach unserer Ankunft in Minsk am 14. Oktober sind wir ins Hotel IBB der Johannes-Rau-Stiftung gefahren, um uns mit den Studentinnen und Studenten aus Minsk zu treffen. Wir haben den anwesenden jungen Leuten jeweils 150 € für die Monate September, Oktober und November persönlich ausgehändigt. Die übrigen Monate werden dann von den jeweiligen Mentorinnen an die Studenten überwiesen oder ausbezahlt. Darüber wird selbstverständlich genau Buch geführt.
 
Nach dem Treffen haben wir spontan die jungen Leute zu einem Abendessen im IBB eingeladen. Wir durften so auch Persönliches von ihnen erfahren, konnten sehen, wie gut sie sich entwickelt haben und hören, wie sehr sie die Unterstützung brauchen und wie dankbar sie ihren Sponsoren und unserem Verein dafür sind.

 

Nach dem Treffen haben wir spontan die jungen Leute zu einem Abendessen im IBB eingeladen. Wir durften so auch Persönliches von ihnen erfahren, konnten sehen, wie gut sie sich entwickelt haben und hören, wie sehr sie die Unterstützung brauchen und wie dankbar sie ihren Sponsoren und unserem Verein dafür sind.

Am nächsten Tag sind wir mit einem Mietauto knappe vier Stunden nach Schitkowitschi gefahren und gleich weiter nach Ritschow. Dort konnte leider mit dem Umbau der Schulküche noch nicht begonnen werden, weil die Gelder vom zuständigen Ministerium noch nicht freigegeben waren.

 

Am nächsten Tag hatten wir dann ein Gespräch mit Herrn Emiljanow, dem Leiter der Schulbehörde. Ein Kontoauszug hat uns bestätigt, dass das Geld – sogar zu dem neuen, besseren Kurs, bereitliegt – nur durfte es noch nicht verwendet werden. Wir haben betont, dass das Geld an die BMZ (auf Antrag von Dr. Elena Denisova-Schmidt haben wir vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung 11.500 € für dieses Projekt erhalten) zurückgezahlt werden muss, wenn der Umbau nicht bis 31. Dezember abgeschlossen ist.

 

Wir haben, mit der sehr aktiven Unterstützung von Julia Schuglia erreicht, dass nunmehr die Unterschrift am 29. Oktober geleistet wurde. Nikolaj Koljada, Direktor der Schule Ritschow, hat die Projektleitung übernommen und wird die Arbeiten koordinieren.

 

Am 16. Oktober hatten wir eine Versammlung mit den Vereinsmitgliedern in Belarus. Auf deren Vorschlag wurde Julia Schuglia einstimmig zur neuen Vorsitzenden gewählt. Dies war nötig, weil Marina Kharitonova ihre Arbeit als Vorsitzende aufgegeben hat. Julia Schuglia ist eine der Studentinnen, die von uns gefördert werden, studiert im 4. Jahr Betriebswirtschaft und spricht hervorragend deutsch.

 

Dr. Sheila Linder, Julia Schuglia und Hedi Müller
Dr. Paweltschuk, Dr. Sheila Linder, Gastroskop

Laut Aussagen des zuständigen Ministeriums soll das Krankenhaus baumässig im nächsten Jahr saniert werden. Die Ärzte sind eher skeptisch (und wir wissen aus Erfahrung inzwischen auch, wie lange so etwas dauern kann) – und das bedeutet natürlich noch nicht, dass auch Instrumente und Geräte geliefert werden.
 
Diese große Aufgabe nehmen wir in unserem Gepäck nach Hause: Wie können wir diesem Krankenhaus – und damit sehr vielen Menschen – helfen?


An den übrigen Tagen haben wir einige Familien besucht und meistens sehr traurige Verhältnisse vorgefunden. Wir können helfen, indem wir z. B. die Kinder der notleidenden Familien mit der Bezahlung eines zusätzlichen Schulessens unterstützen. Valentina G., von der wir schon öfters berichtet haben, ist leider sehr krank. Wir haben geholfen, indem wir noch laufende Kredite von insgesamt ca. 700 € abbezahlt haben. Die Dorfgemeinschaft, unter der Leitung von Ekaterina Michaltschenko, hilft auch dieser Familie. Sie sorgt dafür, dass die kleine Kristina aus der 200 km entfernten Förderschule abgeholt wird und bringt sie dann auch wieder zurück.

Einen traurigen Tag haben wir beim Besuch von Claudia Rai, Mentorin für mehrere Studenten, erlebt. Genau am Tag unseres Besuchs ist der 41jährige Nachbar an Lungenkrebs verstorben. Wir haben die Witwe mit einer Geldspende unterstützt und die Tochter Marina ins Studentenförderprogramm aufgenommen.


Mit den Studenten, die wir nicht in Minsk treffen konnten, haben wir uns am 19. Oktober in Schitkowitschi getroffen. Wie in Minsk haben uns auch hier die meisten ihre Noten und Briefe an die Sponsoren übergeben – die noch fehlenden kommen spätestens zu Weihnachten.


Auch der Familie K. in Ritschow haben wir mit einer Geldspende ein wenig aus der Not geholfen. Wir unterstützen den Sohn Eduard in Rahmen unserer Ausbildungsförderprogramms. Er lernt Designer und hat uns mehrere sehr gute Bilder zeigen können. Er durfte mit seiner Klasse im Sommer in Bulgarien an einem internationalen Wettbewerb teilnehmen. Eduards Klasse hat den 2. Preis bekommen.

 

Der Vater ist an Leukämie erkrankt, soll im November in Minsk transplantiert werden. Da die Mutter arbeitet und noch zwei kleinere Kinder daheim zu versorgen hat, wird sie ihn nicht besuchen können. Es handelt sich hier um eine sehr gute Familie in derzeit großer Not. Wir halten es für sehr sinnvoll, sie zu unterstützen.
                            
Im Gymnasium Schitkowitschi stellte uns die Direktorin Sergej K. vor, ein ehemaliges Ferienkind unseres Vereins vor. Er ist ein sehr guter Schüler, spricht sehr gut deutsch. Er lebt bei den Großeltern, beide Eltern sind krank und arbeitsunfähig. Sergej leidet unter schwersten Gelenkschmerzen, die Großeltern haben nicht die Möglichkeit, die richtigen Ärzte mit ihm aufzusuchen. Wie können wir ihm helfen, in seinem Heimatland die richtige Behandlung zu bekommen?


Bitte helfen Sie uns auch in Zukunft! Wie dringend die Hilfe vor Ort ist, haben wir wieder erfahren dürfen. Von allen Menschen, denen wir dank Ihrer Hilfe helfen können, übermitteln wir Ihnen sehr freundliche Dankesworte.

Mit herzlichen Grüßen
Ihre Hedi Müller

 

Sergej K.